08.Februar 2018
Warum Handel mit Russland und China eine Dummheit ist

von Jeff Nyquist


Vor einiger Zeit schrieb ich einen Artikel über Boris Beresowski, den russischen Milliardär, dessen Todesursache von den britischen Behörden untersucht wurde. Um Beresowskis Karriere als Pate des russischen Kapitalismus besser verstehen zu können, fragte ich den früheren KGB-Offizier Konstantin Preobrazhensky nach seiner Meinung über Beresowskis Hintergrund. Ohne zu zögern äußerte er die Ansicht, dass er Beresowski für einen KGB-Agenten halte, der sein Vermögen von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion bekommen habe. Er fügte hinzu, dass alle russischen Oligarchen auf diese Weise geschaffen worden seien. Um die Bedeutung dieser Äußerung voll zu verstehen, sollte man sich vorstellen, wie es wäre, wenn jeder amerikanische Milliardär durch das FBI ins Geschäft gekommen wäre, ausgestattet mit Geldern der Demokratischen Partei. Welche Art von Kapitalismus hätte sich auf dieser Basis etabliert? Und eine weitere Frage: welche Art von Handelssystem wäre daraus hervorgegangen?

In Fortsetzung meines Interviews stellte ich Konstantin Preobrazhenski, der früher als ranghoher Berater für das Direktorat T des sowjetischen KGB gearbeitet hat, diese und weitere Fragen. Laut Preobrazhensky ist »Russland kein Handelspartner. Das zaristische Russland vor 1917 war ein Land mit dem man Handel treiben konnte. Die UdSSR und ihr Nachfolger, das gegenwärtige Russland, ist ein Land der Spionage.«




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Die Ignoranz westlicher Geheimdienste

Ich fragte Preobrazhensky, ob er diese Meinung auch mit amerikanischen Regierungsvertretern diskutiert habe. »Oh, nein«, antwortete er lachend, »sie laufen vor meinen Ansichten davon«. Aber warum wird einem früheren KGB-Offizier, der diese Machenschaften aus erster Hand kennt, von jenen, die er versucht zu warnen, die kalte Schulter gezeigt? Der Westen, so Preobrazhensky, ist in seinem eigenen Wunschdenken gefangen. Er sagte, »der Mythos, dass der Kalte Krieg zu Ende sei, ist die grösste Illusion des Westens. Stellen wir uns eine simple Frage: Wann ging der Kalte Krieg zu Ende – an welchem Tag? Als der Waffenstillstand unterzeichnet wurde? Und wer räumte seine Niederlage ein?« Er sagte dies mit einer Spur von Sarkasmus.

Der frühere KGB-Offizier fuhr fort: »Viele glauben, dass die Sowjetunion besiegt wurde. Aber vielleicht ist sie nur ein bisschen kleiner geworden. Tatsächlich sehe ich keinen grossen Unterschied zwischen dem gegenwärtigen Russland und der Sowjetunion. Besonders in Anbetracht dessen, dass einige ihrer früheren Republiken – die auf dem Papier unabhängig sind – noch immer vom Kreml regiert werden. Und wenn man irgendeinen Passanten auf der Strasse in Russland fragt, ob der Kalte Krieg zu Ende sei, wird er antworten, dass dies nicht der Fall ist und dass die USA einen Kalten Krieg gegen Russland führen. Das hat er aus der russischen Staatspropaganda.«

Angesichts der Enthüllungen von Kevin E. Freeman, dass die amerikanische Wirtschaft vorsätzlich durch feindliche Kräfte aus China und Russland sabotiert wurde, fragte ich nach den russischen und chinesischen Versuchen, die amerikanische Wirtschaft durch Handel zu untergraben. Preobrazhensky antwortete »es ist unmöglich, ein so großes Land wie die USA durch Handel zu unterminieren. Aber es ist möglich durch Spionage, Sabotage und andere Arten von Geheimoperationen. Sowohl Russland als auch China kennen die Schwachstellen Amerikas und sie nutzen sie so gut sie können.«


Aber warum sollten Russland und China das tun?

»Dieselbe Frage stellen mir auch die führenden Köpfe der Spionageabwehr Großbritanniens und Deutschlands«, antwortete der frühere KGB-Offizier. »In ihren Befragungen spüre ich ein großes Missverständnis: ›Warum lenken uns russische Spione von der wichtigeren Arbeit gegen chinesische Spione und islamistische Terroristen ab? Wissen die Russen denn nicht, dass der Kalte Krieg zu Ende ist?‹ Da kann ich nur lachen, wenn ich all das höre, denn Russland hat sehr gute Beziehungen sowohl mit den Islamisten als auch den Chinesen. Es ist kein Zufall, dass der neue chinesische Präsident Xi Jinping seinen ersten Staatsbesuch nicht in den USA, sondern in Russland machte, und Putin hat die Einladung, in die Vereinigten Staaten zu kommen, abgelehnt und zuerst Weißrussland besucht, um die Wiederherstellung der UdSSR zu demonstrieren. Man fragt sich vielleicht, auf welcher ideologischen Basis Russland seine heutige Spionage gegen Amerika betreibt. Das geschieht auf der Basis des Antiamerikanismus. Ihr Ziel ist es, jetzt die USA als Weltmacht zu stürzen. Die Grundlage dieses Antiamerikanismus ist die eurasische Ideologie, die vom NKWD in den 1920er Jahren erfunden wurde. Dies wurde inzwischen zur offiziellen Ideologie Russlands. Sie fordert die Opposition gegen Amerika auf der Basis der Freundschaft mit Iran und China.«

Ich fragte den früheren KGB-Offizier nach Russlands Verhältnis zum Kommunismus. Ist der Kommunismus wirklich tot? Und hat die Marktwirtschaft wirklich gesiegt?

Preobrazhensky entgegnete: »Russland hat dem Kommunismus niemals abgeschworen! Es gibt kein einziges offizielles Dokument, in dem die russischen Behörden gesagt hätten: ›Wir schwören dem Kommunismus ab und verurteilen ihn‹. Natürlich gab es 1992 einen Versuch, den Kommunismus zu verdammen, als das Gerichtsverfahren gegen die KPdSU begann. Aber das wurde sehr schnell von einer mächtigen kommunistischen Lobby unterdrückt. Und wie ich von Wladimir Bukowski erfahren habe, ist das nicht alles. Das Verfahren gegen den Kommunismus wurde auf Wunsch des Westens eingestellt, denn der Westen war so tief in die Kooperation mit dem sowjetischen Kommunismus verwickelt, dass es einen Skandal gegeben hätte, wenn das öffentlich bekannt geworden wäre.«

Ich fragte, ob die Kontinuität der kommunistischen Macht in Russland die Bereitschaft Moskaus erklärt, zwar den letzten Zaren zu beerdigen, nicht aber Lenin.

»Russlands scheinbare Abkehr vom Kommunismus war nichts weiter als eine kosmetische Operation«, erklärte Preobrazhensky. »Die Kommunisten haben sich jetzt als Demokraten maskiert und außerdem kommen jetzt viele Touristen aus dem kommunistischen China nach Moskau und als erstes wollen sie Lenins Leichnam sehen. Einige davon sagen, dies sei der wichtigste Punkt ihrer Reise nach Moskau. Ich habe riesige Menschenmengen vor Lenins Mausoleum gesehen. Wie kann man Lenin da begraben? Oh, wie naiv der Westen ist!«


Die »geballte kommunistische Faust«

Da Preobrazhensky vom KGB in Fernost eingesetzt worden war, um chinesische und japanische Agenten anzuwerben, fragte ich ihn nach einem möglichen Militärbündnis zwischen Russland und China. Darauf antwortete er sofort: »Dieses Bündnis existiert bereits.« Ich fragte, auf welcher Grundlage dieses Bündnis geschlossen wurde, da Russland und China ja angeblich Rivalen sind.

»China ist ein ideologischer Feind Amerikas«, sagte er. »Es kann nichts anderes als ein Feind sein. Andererseits verbinden Russland und China ideologische Gemeinsamkeiten: beide haben sich dem Kommunismus verschrieben und beide hassen Amerika. Die chinesischen Kommunisten wissen, dass die Russen sich gegenüber dem naiven Westen als Demokraten darstellen müssen, aber gegenüber China brauchen sie diese Maske nicht und zeigen sich offen. Beide Staaten erklären ihren Antiamerikanismus nicht öffentlich. Es ist Teil ihrer gemeinsamen Aktivitäten zur Täuschung Amerikas. Wie man sieht, bestehen ausreichend ideologische Gemeinsamkeiten für ein solches Bündnis. Und da es nicht öffentlich ist, besteht die Zusammenarbeit überwiegend im Geheimen. In erster Linie arbeiten die beiden Staaten geheimdienstlich zusammen. Ich bin sicher, dass es Vereinbarungen zwischen den Geheimdiensten Russlands und Chinas gibt, Amerika zu untergraben, aber es wird geheim gehalten.«

Wahrscheinlich wird Preobrazhenskys Bericht manchen Lesern nicht gefallen. Aber Konstantin Preobrazhensky ist mit diesen Aussagen nicht allein. Auch andere Überläufer aus seinem Land haben ihr Leben riskiert, um den Westen zu warnen. Doch die Geschichte ist immer dieselbe. Der Westen will keine Warnungen hören. Wir sind als Volk fest entschlossen, an das zu glauben, was bequem ist und auf die Propaganda hereinzufallen, die der Feind über uns in Umlauf setzt. Wir wollen in Russland und China investieren. Wir wollen daran glauben, dass sich die Marktwirtschaft durchgesetzt hat. Aber die Marktwirtschaft stirbt gerade, jetzt und hier auf amerikanischem Boden. Wie können wir uns das erklären? Haben wir wirklich verstanden, was hier gerade geschieht? Unser langjähriger Wohlstand hat uns verwöhnt. Unser Reichtum hat uns gegen die Wahrheit immun gemacht. Wir sind inzwischen zu einem Volk geworden, das angenehmen Lügen den Vorzug gibt gegenüber unangenehmen Wahrheiten. Es wäre besser für uns, aufzuwachen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.




Jeffrey R. Nyquist
, Jahrgang 1958, studierte Politikwissenschaft an der University of California in Irvine. Er verfasste mehrere Bücher und schreibt für verschiedene konservativ-libertäre Zeitschriften und Online-Magazine. Er betreibt die Internetseite www.jrnyquist.com.

 

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