28.Januar 2018
Subversion
von Jeffrey R. Nyquist
»Der allgemeine
Alarm über den Präsidentschaftskandidaten Trump klingt schrill
und künstlich im Vergleich zu dem großen Schweigen der
Obama-Jahre, besonders wenn es um die Frage der ›russischen
Bedrohung‹ innerhalb des Systems geht, die ein Präsident
darstellte, dessen Mentor Frank Marshall Davis war, der wiederum
nicht nur ein Funktionär der Kommunistischen Partei gewesen ist,
sondern der auch auf einer FBI-Verhaftungsliste stand, für den
Fall eines Krieges mit der UdSSR. Darüber hinaus stammen zwei
seiner engen politischen Berater, Valerie Jarrett und David
Axelrod, aus dem Umfeld kommunistischer und/oder sowjetischer
Funktionäre, von denen einige auch mit Davis in Verbindung
standen. Doch das und mehr in dieser Art war kein Anlass für
einen allgemeinen Alarm, vielmehr herrschte diesbezüglich und
bezüglich ähnlicher Themen ein durch die Medien erzwungenes
Schweigen.«
- Diana West:
When American "Collusion" Looks Like Russian
Deception
Letzte Woche fragte mich ein Leser, ob ich den KGB-Überläufer
Yuri Bezmenov kenne.
Anschließend brachte der Leser den von
Bezmenov beschriebenen vierstufigen Prozess der sowjetischen
Subversion zur Sprache, der von der »Demoralisierung« über die
»Destabilisierung« und die »Krise« bis zur »Normalisierung«
verläuft.
Er meinte, dass »wir uns offenbar auf der zweiten Stufe
– der Destabilisierung –
befinden, [angesichts]
der zunehmenden Polarisierung
unserer Gesellschaft,
der
erhöhten Gewaltbereitschaft auf der Straße und des allgemeinen
Verlusts an Rechtstaatlichkeit.«
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Diese Polarisierung
ist natürlich kein Zufall. In den Vereinigten Staaten wird
inzwischen ein Teile-und-herrsche-Spiel gespielt, das in die
Destabilisierung führen soll. Die
Destabilisierung
folgt zwangsläufig auf die gesellschaftliche
Demoralisierung, die bereits seit Jahrzehnten
zu beobachten ist. Angesichts der derzeitigen
Kriegsvorbereitungen in Korea wird die dritte
Stufe
(die Krise) wahrscheinlich durch einen
militärischen Konflikt im Fernen Osten ausgelöst. Die letzte
Stufe (die Normalisierung) wird damit einhergehen, dass die
Vereinigten Staaten die militärische Überlegenheit Russlands und
Chinas anerkennen müssen (die dann durch einen Vertrag
festgehalten wird). Das ist natürlich nur eine Dimension des
Übergangs von der Krise zur Normalisierung. Aber wenn alles nach
Plan läuft, dann wird es die entscheidende Dimension sein.
Natürlich wird die Destabilisierung in genau derselben Weise
von Agentennetzwerken durchgeführt wie zuvor die
Demoralisierung. Das ist ein Prozess, der von KGB-Offizieren und
angeworbenen Agenten gesteuert wird. Diese Agenten arbeiten
nicht nur auf der linken Seite des politischen Spektrums. Um den
Prozess zu steuern, hat das KGB auch im rechten Lager seine
Agenten platziert – in Gestalt grundsolide wirkender
Konservativer. Wie Bezmenov berichtet hat,
ist die Anwerbung von
Agenten im linken Lager tatsächlich sogar weniger wichtig als
die Anwerbung (oder Einschleusung) von Agenten im rechten Lager.
Woran können wir diese Agenten erkennen?
Man sollte die früheren Beziehungen und Verbindungen führender
Persönlichkeiten aus dem rechten
Lager
genau untersuchen.
Jede frühere Verbindung mit kommunistischen Gruppen oder
Einzelpersonen, jede Geschäftsverbindung nach Osteuropa oder
China usw. sollte Anlass zu ernster Besorgnis geben. Solche
Verbindungen sind kein Beweis dafür, dass die fragliche Person
ein russischer Agent ist. Aber solche Verbindungen sind das
erste Indiz, nach dem man suchen muss, wenn man den Hintergrund
einer Person untersuchen will.
Um besser nachvollziehen zu können, auf welche Art und Weise
die russischen Geheimdienste ihre Subversionsagenten anwerben,
ist es sinnvoll, die
Berichte
eines erfahrenen Geheimdienstlers zu
Rate
zu
ziehen. Der SS-General Walter
Schellenberg war von 1941 bis 1945 der Leiter des
Auslandsnachrichtendienstes im Amt VI des
Reichs-sicherheitshauptamtes. In seinen Memoiren findet sich ein
Kapitel mit der Überschrift »Die
Ausweitung unseres Agentennetzes in Schweden«. Laut
Schellenberg ging die deutsche Spionageabwehr davon aus, »dass
Schweden der wichtigste Ausgangspunkt für die Aktivitäten der
russischen Geheimdienste« in Europa war. Die Hauptrolle
spielte dabei natürlich die Kommunistische Partei Schwedens.
Überall in der freien Welt spielen die
kommunistischen Parteien aus offensichtlichen Gründen keine
Rolle in der parlamentarischen Politik. Aber das bedeutet nicht,
dass sie faul oder untätig wären. Am Beispiel der
Kommunistischen Partei Schwedens der 1940er Jahre
erläuterte
Schellenberg, dass die Hauptaufgabe solcher kommunistischer
Parteien darin besteht, »Geld zu beschaffen, Kurierdepots zur
Verfügung zu stellen und Agenten zu unterstützen«.
Wie Schellenberg erklärte, sollte man Personen, die aus
kommunistischen Parteien aussteigen und sich konservativen
Parteien oder rechten Bewegungen anschließen, grundsätzlich kein
allzu großes Vertrauen schenken. Wie Schellenberg erklärte, ist
es eine »übliche sowjetische Taktik«, dass Personen die
Kommunistische Partei mit Wissen und Zustimmung der russischen
Geheimdienste verlassen, um anschließend antikommunistische
Organisationen zu unterwandern, einschließlich der Geheimdienste
verschiedener Staaten. Schellenberg erklärte weiter, »ich
wusste aus eigener Erfahrung, dass die Taktik solcher
trojanischer Pferde bei den Russen sehr beliebt war, und dass
sie ihren Kollaborateuren viel Zeit gaben, um ihre Pläne
umzusetzen«.
Schellenbergs Warnung
könnte insofern missverstanden werden, dass man auf die Idee
käme, alle früheren Kommunisten (oder KGB-Überläufer) seien als
Aussätzige zu behandeln. Aber das ist nicht das, worauf
Schellenberg hinauswollte. Tatsächlich war Schellenbergs
Verhalten gegenüber sowjetischen Überläufern genau
gegensätzlicher Art. Er begrüßte sie mit offenen Armen. Er
schenkte ihnen nur kein Vertrauen. Das heißt, sie konnten beim
deutschen Geheimdienst nicht in Führungspositionen aufsteigen.
Es wäre die richtige Politik, zu diesen Personen freundlich zu
sein, und wenn es auch nur darum geht, sie zur Zusammenarbeit zu
ermutigen. Man sollte den Wert solcher Leute im Hinblick auf
wichtige strategische Entscheidungen analysieren und prüfen.
Aber eine solch gesunde Skepsis ist weit von der alltäglichen
Praxis unserer Konservativen in Amerika entfernt, die regelmäßig
dem Wort »früherer« Kommunisten (in Russland und hierzulande)
vertrauen.
Die Krise der amerikanischen Rechten ist größtenteils
auf den weit verbreiteten Verlust von politischer Vernunft und
von politischem Urteilsvermögen zurückzuführen. Die Amerikaner
sind zu nachlässig und leichtfertig, zu unbekümmert angesichts
des Spiels das gerade gespielt wird.
Deshalb ist die
russische Subversion der amerikanischen Rechten tatsächlich
schon sehr weit fortgeschritten (wenn auch wahrscheinlich nicht
bis ins Oval Office, wie die Massenmedien anzudeuten versuchen).
Die
politische
Linke war
in solchen Fällen immer die Marionette des
Teufels. Wenn man bedenkt, dass die Linken die Massenmedien und
die großen Zeitungen beherrschen, wäre es sehr verwunderlich,
wenn die Schergen der russischen Desinformation eine Kampagne
gegen einen ihrer eigenen Leute führen würden. Das würde einfach
keinen Sinn ergeben.
Sicherlich werden die »Bösen« auf
der konservativen Seite des politischen Spektrums von den Linken
nicht als russische Handlanger verunglimpft. Es wäre der
Täuschung nicht dienlich, wenn man auf die echten russischen
Agenten im rechten Lager hinweisen würde. Es ist vielmehr zu
erwarten, dass Russlands Agenten im rechten Lager als
»Faschisten« oder als »Feinde der Toleranz« diffamiert werden.
Tatsächlich würden sich die russischen Agenten im rechten Lager
wahrscheinlich provokativ verhalten, um anderen Konservativen
Schaden zuzufügen oder das konservative Lager in zerstrittene
Fraktionen zu spalten. Man könnte in diesem Zusammenhang die
üblichen Verschwörungstheorien erwarten, die sich um
»Zentralbanker« oder »Juden« oder die »Neue Weltordnung« drehen.
Diese Theorien lenken die Aufmerksamkeit der Konservativen von
Russland und der durch Russland unterstützten kommunistischen
Bewegung ab.
Es wird immer noch das selbe alte Spiel
gespielt. Das kommunistische Lager existiert nach wie vor. Seine
Agentennetzwerke arbeiten noch immer. Nichts hat sich in dieser
Hinsicht geändert. Wie Diana West in ihrer (oben verlinkten)
»Red Threat«-Artikelserie schrieb, ist Obama der politische
Zögling eines Mitglieds der Kommunistischen Partei – Frank
Marshall Davis – der im Fall eines Krieges mit der Sowjetunion
verhaftet werden sollte. Vor fünf Jahren machte sich Obama noch
über Mitt Romney lustig, weil Romney Russland als gefährlichen
Gegner betrachtete. Jetzt sehen wir plötzlich ein ganz anderes
Verhalten, das zur Vorsicht mahnt.
Wie ist dieser Wandel
in Obamas Haltung zu verstehen? Und mehr noch, Obama ist nicht
der Einzige, der seine Haltung zu Russland geändert hat. Viele
von denen, die gegen den Vietnamkrieg protestiert haben, die
McCarthy diffamiert haben, und die gegen die atomare Aufrüstung
Amerikas protestiert haben, fordern jetzt, dass gegen Donald
Trump wegen seiner angeblichen Verstrickungen mit Russland
ermittelt wird.
Nie zuvor haben so viele Leute so schnell
ihren Standpunkt geändert. – Außer damals, als Hitler im Jahr
1939 einen Nichtangriffspakt mit Stalin unterzeichnet hat.
Zuerst waren die Kommunisten gegen Hitler. Aber ganz plötzlich
änderte sich das und Hitler war in Ordnung. Stattdessen wurden
die Franzosen und Briten als Kriegstreiber denunziert und das
wichtigste antifaschistische Thema der »progressiven«
Einheitsfront Moskaus lautete plötzlich genau gegensätzlich.
Aus strategischer Sicht ist jede solche Massenumkehrung der
»progressiven« Linken in Bezug auf Großmächte oder
internationale Bündnisse wahrscheinlich die Auswirkung
strategischer Entscheidungen, die in Moskau getroffen wurden. In
anderen Worten, wir sehen hier kein spontanes Phänomen, sondern
vielmehr einen kalkulierten Schritt der mit einer größeren
politischen Änderung oder strategischen Wende verbunden ist.
Eine solche Umkehrung wird nicht von Personen vollzogen, die im
Interesse der Vereinigten Staaten handeln. Eine solche Umkehrung
wird von Leuten vollzogen, die letztlich dem Kreml dienen.
Aber warum sollte der Kreml seine »progressiven«
Untergebenen anweisen, eine gegenüber Moskau feindliche Haltung
einzunehmen?
Angesichts der militärischen Aufrüstung
Russlands und Chinas und der Kriegsrhetorik in den staatlich
kontrollierten Medien jener Länder ist die Antwort vollkommen
klar. Die russischen Agenten in der Regierung und in den Medien
der Vereinigten Staaten nehmen im Vorfeld eines Kriegsausbruchs
zum Schein eine antirussische Haltung ein. Wenn die
kommunistischen Freunde Russlands in den
Vereinigten Staaten
sich frühzeitig als Gegner Russlands ausgeben,
so
ist das
tatsächlich ein kluger Schritt, denn sie verschaffen sich damit
eine wirksame operative Tarnung. Gleichzeitig unterminieren sie
mit ihrer gegen Präsident Trump gerichteten Beschuldigung, dass
er mit Russland Absprachen getroffen habe, den
Oberkommandierenden des Landes am Vorabend eines Krieges.
Wenn irgendwann ein zukünftiger Krieg in Korea
aufgrund
einer militärischen Intervention Russlands verloren geht, dann
wird die amerikanische Linke behaupten können, dass Trump es den
Russen möglich gemacht hat zu gewinnen, als Gegenleistung für
die Unterstützung, die er bei den Präsidentschaftswahlen von
2016 angeblich bekommen hat. Wem würde das amerikanische Volk
dann vertrauen, wenn es darum geht, einen Frieden mit Russland
auszuhandeln? Natürlich würde es den Linken
vertrauen
– jener Seite, die seit jeher mit Russland kollaboriert
hat und die am Vorabend dieses Krieges in völlig
uncharakteristischer Weise und mit großer Inszenierung
nun
das
Gegenteil vortäuscht. Der anschließende Vertrag, den die
Linken dann aushandeln werden, wird der erste Schritt
in
eine im
Voraus geplante nationale Kapitulation sein.
Zum
Abschluss möchte ich den Leser an ein Zitat von Yuri Bezmenov
über das Wesen der russischen Subversion erinnern. Laut Bezmenov
gilt es als die höchste Kunst der Kriegsführung, »alles
Wertvolle im Land deines Gegners zu zersetzen, bis die
Wahrnehmung deines Feindes irgendwann so verdreht ist, dass er
dich nicht mehr als Gegner erkennt...«
Jeffrey
R. Nyquist,
Jahrgang 1958, studierte Politikwissenschaft an der University of
California in Irvine. Er verfasste mehrere Bücher und
schreibt für verschiedene konservativ-libertäre
Zeitschriften und Online-Magazine.
Er betreibt die Internetseite
www.jrnyquist.com.
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