09. Oktober 2019
Ist Russland insgeheim kommunistisch? 

Kommentar von Jeffrey R. Nyquist

 

Viele werden die Wahrheit nicht glauben, aber hier ist sie: Die herrschende Clique in Russland ist nicht nationalistisch. Echte nationalistische Gruppen werden in Russland verfolgt. Die wichtigen politischen Parteien des Landes werden von Apparatschiks angeführt, sozusagen von »Sowjetmenschen«.

Ein berühmter KGB-Überläufer erklärte einmal, dass die politischen Parteien Russlands bloß Filialen der Kommunistischen Partei sind, die in einzelne Fraktionen unterteilt wurde, um das Erscheinungsbild einer Demokratie vorzutäuschen. Wenn sich in Russland eine wirklich unabhängige Partei gründen würde, dann würden die Kommunisten und ihre Verbündeten, welche noch immer die Staatssicherheit kontrollieren, sie schnell unterwandern und in Besitz nehmen.

Was wir heute in Russland sehen, ist eine klassische sowjetische Täuschung. Den Beweis für diese Täuschung finden wir in Putins pro-kommunistischer Rede bei den Weltfestspielen der Jugend und Studenten, die im Jahr 2017 in Sotschi stattfanden. Putin erklärte deutlich seine Unterstützung für die jungen Kommunisten und sagte, sie repräsentieren die Zukunft und er stehe hinter ihnen.

Russlands Unterstützung für den Kommunismus ist heute mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Die russische Regierung unterstützt kommunistische Regime auf der ganzen Welt. Moskau unterstützt das marxistisch-leninistische Regime in Nicaragua. Moskau hat Truppen entsandt, um das kommunistische Venezuela zu verteidigen. Moskau hat Nordkorea mit Militärtechnologie unterstützt und die militärische Aufrüstung Chinas erleichtert.


     
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Inwiefern sind diese Aktionen nationalistisch? Wirkliche Nationalisten unterstützen nicht den internationalen Kommunismus. Wenn wir diese Aktivitäten von Fall zu Fall sorgfältig untersuchen, dann stellen wir fest, dass Russland immer noch Teil des kommunistischen Ostblocks ist und sich der Ostblock auf den Krieg vorbereitet.

Indem es sich als nationalistischer Staat ausgibt, nutzt Russland unsere Naivität aus. Die russische Politik verfolgt häufig eine »Scherenstrategie«, bei welcher der Kreml beide Seiten eines lokalen Konflikts unterstützt. Bei dieser Strategie wird eine Seite offen in vorgetäuschter Weise unterstützt, so wie Putin vermeintlich Trump zu unterstützen scheint. Gleichzeitig wird die Gegenpartei insgeheim dabei angeleitet, die Sicherheitsprozesse des Feindes zu unterwandern und zu übernehmen.

Die Afghanistankriege von 1979 bis heute geben ein Beispiel für diese Scherenstrategie, die Moskau dort seit vier Jahrzehnten anwendet. Ein weiteres Beispiel ist der Kampf gegen den islamischen Extremismus im Allgemeinen. Das kühnste Beispiel ist jedoch die angebliche Unterstützung Russlands für den Nationalismus, während die linken Einflussagenten Moskaus diese Nationalisten als »Nazis« und »Verräter« bezeichnen.

Wenn die totalitäre Linke offen die Macht in den Vereinigten Staaten übernimmt, dann könnte sie alle »Klassenfeinde« mit der Begründung verhaften, sie seien Verräter, die mit Russland zusammenarbeiten. Und Putin wird lachenweil Russland seine Hoffnungen immer auf die amerikanische Linke gesetzt hat, nicht auf die Rechte. Aber fast niemand in den Medien versteht dieses Spiel.

Nur wenige Experten verstehen Russlands ausgeklügeltes Arsenal strategischer Tricks. Die Militärhistoriker verstehen viele der Schlachten des letzten Jahrhunderts nicht, weil sie das größere Spielfeld nicht sehen, auf dem Schlachten nur ein einzelner Aspekt von etwas sind, das scheinbar nicht zusammenhängende Aktionsgebiete umfasst – von der Zersetzung der Sprache und der Kultur bis zur Ausrottung von Gott, Familie und Nation.

Das Problem ist jedoch nicht ausschließlich auf ein Unverständnis zurückzuführen. Ein Großteil der jüngeren Geschichte wurde von Leuten zurechtgefälscht, die entweder wissen, dass sie lügen oder die sich einfach nicht um die Wahrheit kümmern. Wie Diana West in ihrem Buch American Betrayal schrieb, »wurden unsere wahren Helden mit dem scharlachroten Buchstaben des 20. Jahrhunderts gebrandmarkt – A für Antikommunist«. Jeder, der das Narrativ dieser neuen Religion kritisiert, erleidet das, was Eugene Lyons »eine Art intellektueller Ausgrenzung« nannte.

Der Kommunismus begann sich ab dem Jahr 1991 zu tarnen, er ist aber aktiver als je zuvor – in den Schulen, in den Medien, in der Wissenschaft und in den Künsten. Nach 1991 ging die Kommunistische Partei der Sowjetunion in den Untergrund. Dies war kein neues Manöver. In ganz ähnlicher Weise ließen die Kommunisten im Mai 1943 die Komintern verschwinden. Diejenigen, die damals dachten, Stalin hätte die Idee der Weltrevolution aufgegeben, lagen genauso falsch wie diejenigen, die heute an den Untergang des Kommunismus glauben.

All diese Punkte sollten klar auf der Hand liegen und dennoch sind die Leute nicht in der Lage, das Geflecht so vieler Lügen zu durchschauen. Diese Lügen sind jetzt im öffentlichen Bewusstsein verwurzelt. Wir halten uns für schlau, weil wir glauben alles über die »Aktivmaßnahmen« der Sowjets während des Kalten Krieges zu wissen. Dabei verbirgt sich hinter dem angeblichen Verschwinden dieser Aktivmaßnahmen die anhaltend größte Aktivmaßnahme aller Zeiten.


Gut informierte Kommunisten wissen, dass die Sowjetunion hinter der Fassade der Russischen Föderation noch immer existiert. Die UdSSR ist noch immer das sowjetische Mutterland und der »Generalstab« der weltweiten kommunistischen Bewegung. Derzeit veröffentlicht die Kommunistische Partei erneut die Arbeiten Lenins mit Unterstützung des Moskauer Progress-Verlags. Ja, das ist dasselbe staatliche Verlagshaus, das in den 1960er Jahren die sowjetische Propaganda druckte. Hier geben sie sich zu erkennen. Hier beklagt die Linke nicht den bösen Nationalismus Putins. Die amerikanischen Kommunisten arbeiten mit dem russischen Staat zusammen – gerade jetzt und heute bei der Förderung von Marx und Lenin. Wie ist das möglich, wenn Putin doch angeblich ein Nationalist ist?

Natürlich ist Putin kein Nationalist. Und deshalb scheut er keine Kosten um Raketen und Atomwaffen zu bauen. Sein Ziel ist, den Kapitalismus zu vernichten, nicht den Nationalismus zu befördern. Die Vereinigten Staaten könnten kurz vor ihrer Niederlage stehen, da der Moment der »geballten Faust« gekommen ist. Alle haben das Spiel verpasst und jetzt ist es wahrscheinlich zu spät.



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Es ist naiv zu glauben, dass unsere einheimischen Linken dorthin gekommen wären, wo sie jetzt sind, ohne die unterstützende Führung aus Russland. Unsere einheimischen Kommunisten wenden dieselben Aktivmaßnahmen an, welche die sowjetische Akademie der Wissenschaften in ihren Sabotage- und Zersetzungsoperationen vergangener Jahrzehnte für sie entwickelt hat. Seit den 1930er Jahren hat sich nicht wirklich viel verändert, außer dass wir heute keine antikommunistischen Organisationen wie das FBI oder die katholische Kirche mehr haben. Der Antikommunist ist eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Und angesichts dessen, was wir rundum beobachten, von der Popularität von Alexandria Ocasio-Cortez bis zum Glauben an die Klimakatastrophe, erleidet die westliche Zivilisation eine Niederlage nach der anderen.

Russland ist immer noch das Mutterland des Sozialismus. Putin ist kein Nationalist, sondern ein Kommunist. Der Kreml wollte nicht, dass Trump Präsident wird. Sie wollten Clinton und bauen Ocasio-Cortez für die Zukunft auf. Der Kreml lügt tatsächlich in jeder Hinsicht, sogar wenn es keinen offensichtlichen Grund gibt, zu lügen. Zweifellos werden die Gründe dafür aber mit der Zeit offensichtlich werden.





Jeffrey R. Nyquist
, Jahrgang 1958, studierte Politikwissenschaft an der University of California in Irvine. Er verfasste mehrere Bücher und schreibt für verschiedene konservativ-libertäre Zeitschriften und Online-Magazine. Er betreibt die Internetseite www.jrnyquist.com.

 

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