Leseprobe:
Der Tor und sein Widersacher

von Jeffrey R. Nyquist

ISBN 978-3-946168-07-2 (Hardcover)
ISBN 978-3-946168-08-9 (Paperback)

Gewiss ist der Sieg süß, aber nur die Weisen können Siege weise für sich nutzen. Unsere Geschichte der Jahre 1914 bis 1945 zeigt, daß ein siegreicher Tor um nichts besser dasteht als sein unterlegener Widersacher. Ein Sieger wird sich gewisser Vorteile erfreuen können. Doch der Augenblick des Sieges geht vorbei, und was dann? Es ist immer der Sieger, der einer Täuschung unterliegt; besonders im Fall des Ersten Weltkriegs, besonders in der Frage der Überlegenheit; denn am Ende täuscht er sich, was die Dauerhaftigkeit seines Sieges angeht.

Der vormalige Präsident der Vereinigten Staaten erklärte in seiner Rede zur Lage der Nation des Jahres 2016, daß die Ver-einigten Staaten »die mächtigste Nation der Welt sind«. Er führte aus, daß die US-Militärausgaben höher seien als die der »acht nächstgrößten Nationen zusammengenommen«. Er ver-gaß freilich, dazuzusagen, daß das US-Militärbudget weitge-hend aus aufgeblähten Gehältern, fetten Pensionen, Wohl-fahrtszuschüssen für Veteranen und aus teurer medizinischer Versorgung besteht. Auch erklärte er nicht, daß die chi-nesischen und russischen Militärbudgets solche Ausgaben überhaupt nicht enthalten. Die sich selbst schmeichelnde und sich selbst beglückwünschende Arroganz des Siegers ist immer verderblich und immer blind gegenüber der Realität.





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»Unsere Truppen sind die beste Streitmacht der Weltgeschichte«, sagte der vormalige Präsident der Vereinigten Staaten. »Keine Nation greift uns oder unsere Alliierten direkt an, weil sie wissen, daß dies der Weg in den Untergang wäre Unter einem Regime der Prahlerei und mit einem Finanzbankrott, der sich am Horizont abzeichnet, was sollen wir nun vom »Sieg« des Westens im Kalten Krieg halten? Ist dies, entgegen Francis Fukuyama, nicht die größte Selbsttäuschung, die es geben kann? Hat dies nicht die größte Arroganz, den größten Irrtum in der Politikgeschichte hervorgebracht? Wir sind hier, zu guter Letzt, am Rande eines Abgrunds angelangt. Ja, eines Abgrunds! Denn die Nationen Europas müssen sich entscheiden, ob sie leben oder sterben wollen. An diesem Punkt ist es keinesfalls gewiß, daß sie sich für das Leben entscheiden werden. Vor langer Zeit verteidigten die aristokratischen und priesterlichen Orden die Gesellschaft gegen fremde Armeen und subversive Ideen. Sie beschützten Europa vor den Mongolen, den Muslimen und den Häresien der Albigenser. Doch wer verteidigt Europa heute? Was im Grunde verteidigt wird, ist eine Politik des Selbstmords Deutschlands, Schwedens, der Niederlande usw. Und es ist keinesfalls gewiß, daß die Nationen Europas sich verteidigen werden; denn es gibt kein Element von Wehrwillen, sofern es sich nicht um die Verteidigung der »Umwelt«, eine Verteidigung von »Tierrechten« oder von »Minderheiten« handelt.

Der Niedergang des Klerus und der Aristokratie im 19. Jahrhundert destabilisierte das geordnete Leben in Europa ebenso wie die spirituelle Struktur der europäischen Seele. Demokratie und Freiheit sollten nun die Dinge in Ordnung bringen, zusammen mit der »unsichtbaren Hand« des freien Marktes. All dies war natürlich sehr naiv, weil der Mensch einer höheren Führung bedarf. Er bedarf einer hierarchischen Ordnung. Er bedarf der Struktur. Das Universum ist organisiert auf der Grundlage einer Hierarchie der Lebewesen, ob wir das nun anerkennen oder nicht. Wenn man die weithin gängige kosmologische Sicht von heute betrachtet, die auf einem unhaltbaren Darwinismus basiert – zu welcher übergeordneten Hierarchie von Lebewesen sollen wir dann aufblicken? Wir sehen unter uns nur affenähnliche Vorfahren, die aus einem kosmischen Zufall heraus entstanden sind. Es gibt hier nichts Transzendentes, nichts Höheres, keine Teleologie, keine Metaphysik, keine Bedeutung! Unsere Ontologie ist der Nihilismus, unsere Metaphysik leugnet jede spirituelle Realität.

Welche Form der Verteidigung wollen wir nun gegen den Islamisten wählen, der jetzt nach Europa kommt, um sein Kalifat auf den Skeletten unserer Vorfahren zu errichten? Wenn wir an nichts glauben, wenn wir zu nichts aufblicken, wie wollen wir uns dann gegen jene verteidigen, die an die islamistische Revolution glauben? Wie weit, in der Tat, sind wir von unseren uralten Grundsätzen abgekommen, von den spirituellen Geboten unserer Vorväter? Sehen Sie nur, wie weit wir uns von der Natur, vom Instinkt, von spiritueller Intuition und von der »Metaphysik« eines Aristoteles entfernt haben; und nun, wo wir weit über die »Politik« von Aristoteles hinausgegangen sind, führt uns unsere falsche Auffassung der Menschheit dazu, unsere eigene Zerstörung willkommen zu heißen – als eine Notwendigkeit! Sozialismus, Feminismus, Philanthropie, Gleichheit – sie alle sind Symptome eines inneren Zusammenbruchs. Sie alle sind verbunden mit einem Glauben an etwas, das »Fortschritt« genannt wird. Aber die Geschichte kennt keinen garantierten Fortschritt. Dies ist es, was den Fortschritt nun ausmacht; nämlich: der europäische Selbstmord. Dieser Selbstmord ist unter einer ganzen Reihe verschiedener Namen bekannt. Einst nannten wir ihn »die Revolution«, dann nannten wir ihn »das reproduktive Entscheidungsrecht« der Frau, oder wir nannten ihn Toleranz gegenüber der »Religion des Friedens« oder »globale Erwärmung«. (…)

Wenn unser Denken verwirrt ist, wenn uns unsere Instinkte verlassen haben, was wird uns dann widerfahren? Gustave Le Bon warnte in seinen Schriften über Massenpsychologie: »Die philosophische Absurdität, die oft allgemeine Glaubensüberzeugungen kennzeichnet, ist nie ein Hindernis für ihren Triumph gewesen. In der Folge wird die offensichtliche Schwäche heutiger sozialistischer Glaubenshaltungen nicht ihren Triumph unter den Massen verhindern«. Sozialismus, Feminismus, Philanthropie, Gleichheit – sie alle sind Symptome eines inneren Zusammenbruchs. Sie alle sind verbunden mit einem Glauben an etwas, das »Fortschritt« genannt wird. Aber die Geschichte hat keinen garantierten Fortschritt im Gepäck. Im 2. Jahrhundert vor Christus schrieb Polybios von »den Alten«, die lehrten, daß die Erde viele Male bevölkert und entvölkert worden war, daß große Zivilisationen aufgestiegen und untergegangen waren. Er behauptete, daß zyklische Katastrophen die Menschheit in der Vergangenheit dezimiert hatten, wonach nur einige wenige Menschen überlebten, die dann die Welt unter Mühen neu bevölkerten. Wenn dies stimmt, was bedeutet dann die Lehre vom Fortschritt? Die Menschen sind begrenzte Geschöpfe. Wir sind nicht himmlische Götter.

Der große Traum unserer Zeit, die Ankunft eines sozialistischen Millenniums, ist die verblendetste Phantasie in der Geschichte des Menschen. Die religiösen Lehrer aus alter Zeit wußten in ihrer Weisheit, daß wir Sterbliche sind und nicht Götter. Sie hüteten sich, leere Ideen über die Zukunftsaussichten des Menschengeschlechts zu wälzen. Im biblischen Buch Genesis finden wir die Geschichte vom Turmbau zu Babel, wo eine vereinte Menschheit eine Stadt samt einem Turm zu bauen versuchte, der bis zum Himmel reichen sollte. »Und der Herr sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun« (Gen. 11, 6).

Der Bau einer weltumspannenden sozialistischen Gemeinschaft ist, an sich, ein Turmbau zu Babel. Alle unsere Globalisten, Internationalisten und jene, die an die »Bruderschaft des Menschen« glauben, sind die Erbauer ebendieses Turms. Die Bibel bietet uns einen profunden Kommentar zu solchen Projekten und ebenso einen Einblick in die Perspektive jener Wesen, die – gottgleich – über der Menschheit stehen und auf sie herabblicken. Wir haben hier ein Monument des übersteigerten Ehrgeizes des Menschen vor uns; den großen Tempel einer säkularen Priesterschaft, der die menschliche Neigung beschreibt, ohne Beschränkungen zu handeln – und Dinge zu tun, die schädlich sind oder lächerlich oder im Gegensatz zum ordnenden Willen der Vorsehung.

Tatsächlich gibt es in alldem eine politische Komponente, die sich am besten mit der Aussage eines früheren rumänischen Geheimdienstchefs, Ion Mihai Pacepa, zusammenfassen läßt, der erklärte: »Während des Kalten Krieges arbeiteten im Ostblock mehr Leute für die Desinformationsmaschinerie als für die Sowjetarmee und die Verteidigungs-industrie zusammengenommen

Diese Aussage in ihrem historischen Kontext zu verstehen ist nicht einfach.


Jeffrey R. Nyquist, Jahrgang 1958, studierte Politikwissenschaft an der University of California in Irvine. Er verfasste mehrere Bücher und schreibt für verschiedene konservativ-libertäre Zeitschriften und Online-Magazine. Er betreibt die Internetseite www.jrnyquist.com.

 

 

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